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Ratgeberforum "Wohnen, Betreuung und Pflege"
Unter welchen Voraussetzungen können Demenzkranke in den eigenen vier Wänden leben? Wann ist ein Pflegeheim, eine Demenz-WG oder betreutes Wohnen angesagt? Zwei Experten auf diesem Gebiet moderieren das Internetforum "Wohnen, Betreuung und Pflege". Martin Hamborg engagiert sich seit 1998 im Vorstand der Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung und kennt sich mit Pflegeheimen und Einrichtungen des Betreuten Wohnens aus. Klaus-W. Pawletko, Geschäftsführer des Vereins "Freunde alter Menschen", ist auf Demenz-Wohngemeinschaften und die ambulante Versorgung Betroffener spezialisiert.
Autor | Staendig nagt das Gewissen ... Mutter mit Demenz |
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02.09.2019 | 18:10
sarahf
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Hallo, ich bin neu hier. Meine Mutter (80) hat laut Diagnose Subkortikale Vaskuläre Enzephalopathie und ich wohne im Ausland. Sie ist meine einzige lebende biologische Verwandte und unser Verhaeltnis ist sehr eng. Im Sommer hatte ich 6 Wochen Auszeit und habe so gut es eben ging alles organisiert - Pflegegrad, Mittagessen, Heim angeschaut, Ergotherapie, Betreuung. Ihr geht es mal so und mal so, sie nimmt den Krankheitsverlauf sehr bewusst wahr, ist oft traurig und ratlos. Eben war sie wieder im Krankenhaus (Wahnvorstellungen). Ich kenne niemanden in meiner Situation, normalerweise gibt es die magischen Geschwister in der Naehe, Kusinen, Ehepartner, etc. Ich bin staendig am Weinen und habe an Nichts mehr Freude, bin in Gedanken in Sorgen verfangen oder irgendwo in meiner Kindheit. Leider kann man sich mit Mitte 30 nicht einfach so aus seinem Leben ausklinken. Zumal der Zeithorizont ja total unklar ist - 1 Jahr, 4, 10? Und ich weiss ich haette riesige Schwierigkeiten damit mich abzugrenzen wenn ich zu ihr ziehen wuerde. Ich finde den Spagat zwischen dem eigenen Leben und dem Leiden der "Alten" extrem schwierig. Ich fuerchte, wenn ich in der Naehe wohnen wuerde waere es nie so schnell so weit gekommen. Ich ertappe mich dabei dass ich froh waere wenn sie in einem Heim waere - da waere jemand da, sie bekommt Essen. Sie ist durchaus einsichtig und ist bereit zu gehen. Ich habe immer noch die Hoffnung ... jetzt wird es das Medikament richten, es wird wieder besser, denn sie ist oft so normal. Dann kommt die Angst wieder und an manchen Tagen schafft sie es nicht sich die Haare zu waschen, Auto fahren geht nicht mehr, Neues geht gar nicht mehr, oft denkt sie sie ist in einem Theaterstueck ... Ist es normal dass die Angehoerigen so mitleiden? Ich moechte alles richtig und gut machen ... nur was ist das? |
02.09.2019 | 20:20
Andydreas
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Ich kenne ihren Leidensweg sehr genau. Ich betreue meine Mutter seit dem Tod meines Vaters 2005. Wir wohnen seitdem zusammen. Jahrelang habe ich von allen Seiten gehört, dass die Betreuung einer Demenzkranken Person nur bis zu einem bestimmten Zeitpunkt möglich ist. Nicht für mich, habe ich immer gesagt. Doch heute weiss ich, dass das ein Fehler war und ist. |
03.09.2019 | 08:00
Jutta60
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Hallo Sarah, |
03.09.2019 | 15:20
sarahf
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Vielen Dank fuer die Antworten! Es hilft mir schon sehr nicht allein zu sein mit diesen Sorgen und Ueberlegungen. Um mich herum erzaehlen alle von der Mutter die die falschen Windeln kauft und dem Enkel zu viel schenkt, von Familienfeiern, an denen man teilnehmen muss .... und ich denke nur: diese Sorgen haette ich auch sehr gern!! Man kann eben leider (oder zum Glueck?) nicht in die Zukunft schauen und wissen wie lange es geht. @ Jutta: Tod auf Raten trifft es sehr gut, ich muss es auch in meinen Kopf bekommen. Es ist so schlimm einen Menschen so zu verlieren. @Andydreas, vielen Dank fuer die Nachricht, hilft mir sehr. Wir haben das Heim bereits im Sommer ausgesucht. Und sind seit gestern auf der Warteliste. Das war ein schwieriger Schritt und mir graut davor wenn ich nur daran denke das Haus auszuraeumen und zu sehen was von dem vielen angehaeuften Leben uebrig bleibt ... Vielen Dank! |
03.09.2019 | 17:37
Andydreas
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Hallo Sarah, |
04.09.2019 | 10:31
sarahf
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Das klingt ja prima! Ich habe nochmals mit der Aerztin im Krankenhaus gesprochen. Meine Mutter hat sich da offenbar wohl mit den "schlimmeren Faellen" gut verstanden, Brettspiele gespielt, usw. Ich weiss, das kann sich alles schnell aendern. Ich hoffe, dass sich durch den Umzug in das Heim die Lage etwas stabilisiert ... Kontakt mit anderen, gemeinsame Mahlzeiten, und Abnahme der taeglichen Sorgen (wie komme ich zum Arzt, wer holt mir das Rezept, wie komme ich zur Post ohne Auto, woher bekomme ich mein Essen ...). Viel Kraft weiterhin! Es ist gut zu wissen nicht alleine zu sein mit diesen Sorgen. |
10.09.2019 | 10:23
martinhamborg
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Hallo Sarahf, den wertvollen Beiträgen von Andydreas und Jutta60 möchte ich nur noch kurz einige Gedanken hinzufügen: So wie Sie schreiben, wird Ihnen Ihre Mutter helfen, mit der Siutation zurecht zu kommen, denn sie verfügt noch über viele Fähigkeiten, sich in ein neues zuhause im Heim einzuleben! |
10.09.2019 | 15:05
sarahf
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Vielen Dank! Ja, ich braeuchte jemanden. Ich bin ja wie gesagt im Ausland und diesen ganzen Salat in einer Fremdsprache zu erzaehlen und dazu noch alles erklaeren zu muessen wie es in D verlaeuft ... puh, nein. Bietet die Alzheimer-Gesellschaft online Beratung an, oder telefonisch? Wie laeuft das? Danke und Gruss! |