DAS WEBLOG
Fünf Tipps bei herausforderndem Verhalten
Was tun, wenn sich Ärger hoch schaukelt?
Frau Schmitt-Lauch schreit: „Dir werd´ ich´s zeigen!“ Die alte, demenzerkrankte Dame hebt den Stock hoch. Hilfe, was kann ich tun, wenn mich mein Gegenüber bedroht? Fünf Tipps.
Ich schütze mich selbst
Ich stimme nicht in die Stimmungslage von Frau Schmitt-Lauch ein. Besser ist: Tief durchatmen, ruhig bleiben. Ich schütze meine Gedanken. Ich lasse es nicht zu, dass ich mich über Frau Schmitt-Lauch ärgere. Sie hat eine Demenz. Und: Ich behalte Frau Schmitt-Lauch im Blick, damit sie mir nicht tatsächlich den Stock um die Ohren haut.
Ich schütze andere
Befinden sich andere Menschen in der Nähe? Andere Heimbewohner? Der Ehemann? Hund oder Katze? Falls sich die Drohung mit dem Stock nicht ausdrücklich nur auf mich bezieht, achte ich darauf, dass weitere Personen (oder die Haustiere) nichts abbekommen.
Ich ziehe weitere Personen hinzu
Befinde ich mich im Altenheim, hat dies einen Vorteil: Es gibt dort Kollegen. Ich kann eine Kollegin hinzu bitten. Und selber zur Seite gehen. Aus dem Sichtfeld von Frau Schmitt-Lauch. Häufig reagieren Betroffene auf Dritte ganz anders. Vielleicht ist der Ärger plötzlich vergessen – und alles ist wieder gut. Zuhause ist es schwieriger, eine weitere Person hinzu zu ziehen. Hier hilft es manchmal schon, einige Augenblicke in einen anderen Raum zu gehen.
Ich hole mir Hilfe
Wer kann mir helfen? Vielleicht Betreuungskräfte, die Pflegekraft vom ambulanten Pflegedienst oder die Altenpflegerin aus dem Altenheim. Andere Menschen haben vielleicht einen objektiveren Blick und professionellen Abstand. Von ärztlicher Seite sind der Hausarzt und der Neurologe zu nennen. Zusammen können wir viele positive Maßnahmen einleiten: Ein hilfreiches Beschäftigungsprogramm. Beachtung anderer Diagnosen oder Probleme. Die Medikamente neu einstellen.
Die Biographie mit einbeziehen
Was hat Frau Schmitt-Lauch gerne gemacht? Was hat sie beruhigt? Hörte sie gern Musik? Liebte Sie Tanz? Mochte sie Spiele? Hat sie gerne Geschichten gehört? War sie gerne mit anderen Menschen zusammen? Hat sie Zweisamkeit genossen? Ich gehe auf Frau Schmitt-Lauch ein. Und mache das mit ihr, was sie gern gemacht hat.
Informationen zum Autor

Uli Zeller ist Seelsorger in einem Altenheim in Singen. Der Familienvater liebt Geschichten - und schreibt auch welche für Menschen mit Demenz. Er ist Autor mehrerer Vorlesebücher für Menschen mit Demenz und Ratgeber für deren Angehörige und Betreuungskräfte. Alle seine Bücher finden Sie hier: http://t1p.de/BestZeller
Der Krankenpfleger und Theologe ist in der Aus- und Weiterbildung von Betreuungskräften tätig. Er ist zu Lesungen unterwegs und hält Vorträge über den Umgang mit Demenz. Seine Kolumne "Uli & die Demenz" finden Sie regelmäßig auf der "Pflegebibel": http://www.die-pflegebibel.de/author/uli-zeller/
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