Demenz und Migration

Ein älterer Mann und eine Frau mit Kopftuch sitzen an einem Konferenztisch.

Der kultursensiblen Pflege von Menschen mit Migrationshintergrund mit einer Demenzform kommt, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der in den letzten Jahren gestiegenen Zuwanderung, eine zunehmend wichtige Bedeutung zu. Krankenhäuser, Beratungsstellen, Pflegedienste, Pflegeeinrichtungen und viele weitere Träger rechnen in Zukunft mit einem Anstieg der Zahl von Migrantinnen und Migranten mit Demenz.

Menschen mit Migrationshintergrund und einer Demenzform sind daher meist besonders belastet, da ihr Umfeld ihnen oft „doppelt fremd“ erscheint: Nicht nur Erinnerungen an das eigene Herkunftsland verblassen, auch die früheren im Herkunftsland erworbenen soziokulturellen Wertvorstellungen rücken häufig wieder in den Vordergrund. Die aktuellen Lebensbedingungen, an die sich die betroffenen Migrantinnen und Migranten bereits erfolgreich gewöhnt hatten, erscheinen jedoch zunehmend fremder. Hinzu kommt der Verlust der in der Regel spät erlernten deutschen Sprache.

Daten und Fakten

Im Jahr 2022 lebten in Deutschland 23,8 Millionen Menschen und somit 28,7 Prozent der Bevökerung mit einem Migrationshintergrund (20,2 Millionen Menschen mit Einwanderungsgeschichte) (siehe Seitenende Statistisches Bundesamt, 2023). Bundesweit gibt es etwa 137.000 Menschen mit Migrationshintergrund, die mit einer Demenz leben (EU-Atlas Demenz und Migration, 2021, PDF). Da die Zahl älterer Migrantinnen und Migranten in Deutschland wächst, ist davon auszugehen, dass Demenzformen in den nächsten Jahren auch in dieser Bevölkerungsgruppe deutlich zunehmen werden. Unter den älteren Menschen mit Migrationshintergrund bilden derzeit Spätaussiedler und Migranten aus Mittel- und Osteuropa die mit Abstand größte Gruppe. Die Anzahl der über 65-Jährigen russischsprachigen Migrantinnen und Migranten ist deutlich größer als die der älteren türkischstämmigen Migrantinnen und Migranten.

Demenz und Migration

Die Projekt-Internetseite Demenz und Migration ist eine Kooperationsarbeit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz und des Dement Support Stuttgart. Sie bietet Hinweise und Informationen zum kultursensiblen Umgang mit Demenz. Die Seite gibt wesentliche Informationen zum Thema Demenz in verschiedenen Sprachen wie beispielsweise in Türkisch, Polnisch und Russisch. Darüber hinaus listet sie muttersprachliche Beratungsstellen auf. Menschen mit Demenz und Migrationshintergrund hilft es in besonderem Maße, wenn ihre kulturelle Identität von anderen geachtet wird, da sich durch die Demenz das Gefühl von Fremdheit und Unsicherheit noch verstärkt. Die eigene Kultur vermittelt ihnen Orientierung und Sicherheit, da auch die erlernte deutsche Sprache mit der Demenz zunehmend verloren geht.

Rat und Hilfe von Gleichgesinnten

Der Kontakt zu Menschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, kann helfen mit der eigenen Situation besser zurechtzukommen. Vernetzung spielt eine ebenso große Rolle wie professionelle Beratung. Beratungsstellen, lokale Alzheimer-Gesellschaften oder Wohlfahrtsverbände bieten häufig Selbsthilfegruppen für Angehörige von Menschen mit Demenz an. Unser Angehörigen-Forum bietet hier eine Plattform für den persönlichen Austausch, der hilfreich sein kann.