Alzheimer-Krankheit

Von den derzeit rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz weisen rund 2/3 die Alzheimer-Krankheit auf. Das Risiko, mit einer Alzheimer-Krankheit oder einer anderen Demenzform zu leben, nimmt mit dem Alter zu. Die meisten Betroffenen sind über 65 Jahre alt. Bei Menschen deutlich unter 65 spielen eher genetische Faktoren eine Rolle. Heilbar ist die Alzheimer-Krankheit noch nicht. Aber durch die richtige Therapie lässt sich ihr Verlauf verzögern.

Alzheimer-Symptomatik

Der Verlust von Nervenzellen im Gehirn wirkt sich bei Betroffenen zuerst auf das Gedächtnis aus. Der Verlauf einer Demenz des Alzheimer-Typs lässt sich in drei Stadien unterteilen (Frühstadium, mittleres Stadium, fortgeschrittenes Stadium) mit unterschiedlich ausgeprägten Symptomen. Der Verlauf kann im Einzelfall aber davon abweichen. Beispielsweise können bei einigen Betroffenen bestimmte Symptome früher auftreten oder auch ganz ausbleiben.

Frühes Stadium

Im frühen Stadium von Alzheimer können sich Betroffene neue Informationen häufig nicht mehr gut merken. Sie verlegen beispielsweise Gegenstände, können sich nicht auf Gespräche konzentrieren oder es fallen ihnen bestimmte Wörter nicht mehr ein. Beim Lesen der Zeitung wissen sie am Ende des Artikels nicht mehr, was am Anfang stand. Es treten auch erste Orientierungsschwierigkeiten in fremden Umgebungen auf. Beim Besuch im Restaurant kann es passieren, dass Betroffene den Weg von der Toilette zum Tisch nicht mehr finden.

Betroffene bemerken meist als erstes, dass etwas nicht stimmt und versuchen dieses aus Frust, Kummer, Angst oder auch Scham zu verbergen. Häufig reagieren Betroffene gegenüber ihren Mitmenschen beim besorgten Nachfragen mit Ausreden, Trotz, Spott oder geben anderen die Schuld, wenn sie etwas nicht finden oder einen Termin verpasst haben. Es kann auch passieren, dass Betroffene sich aus dem sozialen Leben zurückziehen, ihre Hobbys aufgeben und vorgeben, keine Lust mehr auf Gesellschaft zu haben.

Mittleres Stadium

Die Sprache und das Sprachverständnis ist bei den Betroffenen meist spürbar beeinträchtigt. Es treten Fehler im Satzbau auf und Unterhaltungen werden immer schwieriger, da Betroffene den „roten Faden“ verlieren. Die Durchführung alltäglicher Tätigkeiten wird immer schwieriger. Daten und Tageszeiten werden durcheinandergebracht, dieses kann bis zu einem gestörten Tag-Nacht-Rhythmus führen. Die Orientierung in der gewohnten Umgebung fällt immer schwerer, auch in den eigenen vier Wänden finden sich Betroffene nicht mehr zurecht.

Erinnerungen an vergangene Jahrzehnte verblassen. Das Vergessen betrifft nun auch das Langzeitgedächtnis. Betroffene erkennen ihre Ehepartner oder Kinder nicht mehr, was für die Angehörigen besonders schmerzlich ist. Dagegen treten Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend wieder zum Vorschein und Betroffene fühlen sich in diese Zeit zurückversetzt. Eine Einsicht in die Krankheit ist zumeist nicht mehr vorhanden.
Sehr belastend für Angehörige können Persönlichkeitsveränderungen sein. Der souveräne Vater reagiert auf einmal gereizt, fühlt sich verfolgt, bestohlen oder ungeliebt. Die einst so besonnene Schwiegermutter wirkt nervös oder rastlos. Vielen Betroffenen merkt man an, wie sie versuchen, sich im Alltag zurecht zu finden – und wie unglücklich sie darüber sind, daran zu scheitern.

Fortgeschrittenes Stadium

Menschen mit Demenz im fortgeschrittenen Stadium sind bei allen Tätigkeiten auf Hilfe angewiesen und verlieren zuletzt auch die Kontrolle über ihre Körperfunktionen. Die Blase und der Darm können nicht mehr kontrolliert werden. Viele Betroffene haben auch verstärkt Muskelspannungen, die sie nicht beeinflussen können. Dieses wirkt sich mit der Zeit auf die Gelenke aus, welche versteifen. Einen Löffel zum Mund führen, ist dann kaum noch möglich. Zusätzlich können schwere Schluckbeschwerden auftreten.

Gespräche können kaum noch geführt werden, die Betroffenen reagieren kaum und reihen allenfalls einzelne Wörter oder Laute aneinander. Viele verstummen auch vollends. In dieser Phase gewinnt die Kommunikation über Körperkontakt und andere nicht-sprachliche Formen der Kommunikation an größter Bedeutung. Einige Betroffene reagieren auf Berührungen, aber auch Musik, Gebete oder Gerüche können ein seliges Lächeln auf die Lippen der Betroffenen zaubern.

Diagnose von Expertinnen und Experten

Jeder vergisst oder verlegt einmal etwas, bringt Dinge durcheinander oder reagiert gereizt auf Andere. Wenn sich solche Veränderungen jedoch über einen längeren Zeitraum erstrecken und beginnen, den Alltag zu erschweren, sollten Sie mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen: es könnte sich um Demenzsymptome handeln. Die erste Anlaufstelle ist oft die Hausarztpraxis. Dort kennt man Sie und kann einschätzen, ob sich Ihre geistige Verfassung verändert hat. Bei Bedarf folgt die Überweisung in eine neurologische Praxis oder eine Gedächtnisambulanz. Sie können sich auch direkt an eine Gedächtnissprechstunde wenden. Anlaufstellen in Ihrer Nähe finden Sie in unserer Adressdatenbank sowie hier bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. oder im Verzeichnis der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e. V. (DGGPP).

Die richtige Diagnose der Demenzsymptome ist wichtig, um andere Ursachen auszuschließen und mit einer passenden Therapie zu beginnen. Zu den Krankheiten, die demenzähnliche Symptome auslösen, aber andere Ursachen haben, zählt zum Beispiel die Depression. Wer an einer Depression leidet, fühlt sich oft niedergeschlagen und zieht sich zurück. Erinnerungen verblassen und Schlafstörungen treten auf.

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Demenz und Depression
 

Als Delir bezeichnen Medizinerinnen und Mediziner akute Zustände schwerer Verwirrung. Ursachen können unter anderem Fieber, Stoffwechselstörungen und bestimmte Medikamente sein. Ein Delir kann aber auch Folge einer Operation beziehungsweise Anästhesie sein. Eine Demenz zu haben erhöht das Risiko, ein Delir zu erleiden um ein Vielfaches. Sowohl Depression als auch Delir sind behandel- oder heilbar. Die richtige Diagnose ist daher unerlässlich. Zudem gibt es Maßnahmen, die helfen, das Auftreten eines Delirs zum Beispiel im Rahmen eines Krankenhausaufenthaltes zu verhindern. Ein Delir ist immer ein Notfall – informieren Sie umgehend eine Ärztin beziehungsweise einen Arzt, wenn Ihre Angehörige oder Ihr Angehöriger mit Demenz plötzlich einen ungewohnt verwirrten Eindruck macht.

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Demenz und Delir

Ursachen der Alzheimer Krankheit

Bei Menschen mit Alzheimer sterben nach und nach Nervenzellen im Gehirn ab. Auch die Verbindungen zwischen den Zellen gehen verloren. Die Ursachen dafür sind zwar noch nicht endgültig geklärt. Fest steht aber, dass überschüssige Eiweißpartikel eine entscheidende Rolle spielen. Auch erbliche Faktoren sind beteiligt.

Der für Alzheimer typische Verlust von Nervenzellen beginnt im sogenannten Riechhirn. Aufgrund dessen können Menschen mit Demenz beispielsweise Schweiß, Urin, Schimmel und Angebranntes nicht mehr riechen. Dann greift das Zellensterben allmählich auf jene Regionen über, die für das Gedächtnis zuständig sind und erfasst schließlich die gesamte Gehirnoberfläche. Das Gehirn kann auf diese Weise bis zu einem Fünftel seiner Masse einbüßen.

Neben dem Riechhirn ist auch ein tiefer liegender Teil des Gehirns schon früh betroffen: der Meynert-Basalkern. Er gehört zum zentralen Nervensystem und produziert eine Substanz, die zur Übertragung von Informationen zwischen den Nervenzellen nötig ist. Dieser Botenstoff heißt Acetylcholin. Schüttet der Basalkern zu wenig davon aus, stört das die Informationsverarbeitung: Der Betroffene kann Ereignisse, die kurze Zeit zurückliegen, kaum noch speichern. Das Kurzzeitgedächtnis schwindet.

Eiweißablagerungen im Gehirn

Im Gehirn von Alzheimer-Patientinnen und -Patienten lassen sich stets bestimmte Ablagerungen nachweisen. Medizinerinnen und Mediziner gehen deshalb davon aus, dass diese die Demenzform mitverursachen oder zumindest begünstigen. Die Ablagerungen bestehen aus krankhaftem Eiweiß, das im Gehirn nicht richtig abgebaut wird. Sie finden sich sowohl in den Nervenzellen als auch in den Zwischenräumen.

Die Ablagerungen in den Zellen sind faserförmig und heißen Neurofibrillenbündel. Die Ablagerungen in den Zwischenräumen hat ihr Entdecker, Dr. Alois Alzheimer, Plaques genannt. Die Plaques wirken wie Gift: Sie stören den Stoffwechsel der Nervenzellen, sodass diese nicht mehr wie früher miteinander kommunizieren können. Deshalb nimmt die geistige Leistungsfähigkeit betroffener Menschen ab.

Im Rahmen der Demenzdiagnostik können seit einigen Jahren die Abbauprodukte der Neurofibrillenbündel und der Plaques im Nervenwasser (Liquor) bestimmt werden. Dazu ist allerdings eine Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion) erforderlich. Ein neuer, vielversprechender Ansatz ist die Bestimmung dieser Abbauprodukte im Blut von Patienten. Derzeit ist ein solcher Bluttest nur in Zusammenhang mit Studien und nicht im Rahmen der herkömmlichen Diagnostik verfügbar. Voraussichtlich in einigen Jahren dürften derartige Tests aber eine wichtige Rolle in der Frühdiagnostik und Risikoeinschätzung für die Entwicklung einer Alzheimer-Demenz spielen.

Erhöhtes Risiko bei Verwandten

Knapp ein Drittel aller Alzheimer-Patientinnen und Patienten ist eng mit jemandem verwandt, der ebenfalls diese Demenzform hatte oder hat. Alzheimer tritt also in einigen Familien gehäuft auf. Statistisch gesehen haben die Geschwister und Kinder von Alzheimer-Betroffenen ein bis zu vier Mal höheres Alzheimer-Risiko als andere Menschen. Neue Untersuchungen legen jedoch nahe, dass die familiäre Häufung eventuell überschätzt worden ist. Je später Alzheimer auftritt, desto niedriger ist das Risiko der Verwandten. Die Zahlen sind deshalb kein Anlass zur Panik. Vielmehr sollen sie dazu anregen, noch wachsamer auf Anzeichen zu achten.

Genetische Faktoren bei Alzheimer

Manche Familien sind mehr von Alzheimer betroffen als andere. Das legt nahe, dass es erbliche Ursachen gibt. Und tatsächlich haben Forscher Gene gefunden, die Alzheimer begünstigen. Das sogenannte Epsilon-4-Allel beispielsweise findet sich bei bis zu 40 Prozent der Menschen mit Alzheimer und nur bei zehn Prozent der gesunden Bevölkerung. Das bedeutet aber nicht, dass jede Trägerin oder jeder Träger dieses Gens Alzheimer bekommen muss. Bei der Diagnose von Alzheimer veranlassen Ärztinnen und Ärzte nur gelegentlich einen Test auf dieses Gen.

Risikofaktoren

Für Laien klingt es seltsam, wenn Experten sagen: "Das größte Alzheimer-Risiko ist das Alter." Gemeint ist: Je älter ein Mensch ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, Alzheimer zu bekommen.

Eine ungesunde Lebensweise verstärkt das Risiko. Dazu gehören Rauchen, fettes Essen, Alkohol und Bewegungsmangel.

Behandlung ja, Heilung nein

Die Forschung hat seit der Entdeckung der Alzheimer-Krankheit vor gut 100 Jahren viel über sie herausgefunden. Wir wissen: Im Gehirn der Betroffenen sterben über viele Jahre Nervenzellen und Nervenzellverbindungen ab. Das gilt insbesondere für jene Regionen, die für Gedächtnis, Denken, Sprache und Orientierung zuständig sind. Heilen lässt sich die Alzheimer-Krankheit allerdings noch nicht.

Menschen mit Alzheimer sollten dennoch nicht resignieren – ebenso wenig wie ihre Angehörigen. Es gibt Medikamente, die den Verlauf der Alzheimer-Krankheit verzögern. Auch nicht medikamentöse Maßnahmen tragen maßgeblich dazu bei, das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten zu erhöhen. Deshalb ist es entscheidend, bei einem Verdacht auf Alzheimer auf jeden Fall zur Ärztin beziehungsweise zum Arzt zu gehen. Je früher die Diagnose feststeht, desto besser lassen sich die Symptome behandeln. Die Lebensqualität bleibt länger erhalten.

Frühzeitig zum Arzt

Wenn Sie an sich oder einem Angehörigen beobachten, dass das Erinnerungsvermögen nachlässt, sollten Sie unbedingt bei einer Ärztin oder einem Arzt vorstellig werden. Die Alzheimer-Krankheit ist nicht heilbar, aber durch medizinische Behandlung kann der Verlauf verlangsamt werden. Außerdem könnten Ihre Gedächtnisstörungen auch andere Ursachen haben, welche eventuell heilbar sind.

Nur Fachleute können klären, welche geistige Leistungskraft eines Menschen seinem Alter und seinen früheren Fähigkeiten entspricht oder ob seine Vergesslichkeit auf eine Demenzform hindeutet. Meist führt der erste Weg zur Praxis der Hausärztin oder des Hausarztes. Hier wird mit der betroffenen Person ein Gespräch geführt. So können die Probleme beschrieben werden und die Konzentrationsfähigkeit eingeschätzt werden. Zusätzlich sollten nahe Kontaktpersonen die Person begleiten, damit auch diese ihre Erlebnisse schildern können.

Bei Veranlassung wird den Betroffenen ein Besuch in einer neurologischen Praxis oder einer Gedächtnisambulanz empfohlen, damit dort neurologische Alzheimer-Tests durchgeführt werden können. Der bekannteste Test ist der Uhrentest: Die Betroffene oder der Betroffene erhält ein Blatt Papier, auf dem ein Kreis eingezeichnet ist. Darin soll sie oder er die Ziffern einer Uhr ergänzen und zwei Zeiger zeichnen, die eine bestimmte Uhrzeit anzeigen. Verlässliche Labortests auf Alzheimer gibt es bisher nicht. Weitere Informationen zu möglichen Untersuchungen können Sie der Broschüre "Demenz - der Weg zur Diagnose" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entnehmen.