Demenz und Depression

Depressionen und Demenzen beeinflussen sich gegenseitig. Depressionen erhöhen das Risiko für Demenzen um das bis zu Sechsfache. Dieses Risiko ist größer als bei anderen chronischen Erkrankungen. Umgekehrt ist auch das Risiko für depressive Störungen bei Menschen mit Demenz deutlich erhöht. Depressive Störungen beeinträchtigen die kognitiven Fähigkeiten, Alltagsfunktionen (ADL) und soziale Kompetenz der Menschen mit Demenz zusätzlich und lassen sie noch „dementer“ erscheinen.

Symptome von Demenz und Depression

Die Diagnose, ob primär eine Depression oder eine Demenz vorliegt oder beides, ist nicht immer einfach. Für eine Demenz sprechen folgende klinische Merkmale:

  • Desorientiertheit – Patientinnen und Patienten finden sich in ihrer Umgebung nicht mehr zurecht
  • Konfabulationen – Betroffene versuchen Informationen aus ihrem Gedächtnis abzurufen, die nicht mehr gespeichert werden konnten
  • Ein zeitlich unscharfer Beginn der Erkrankung
  • Hirnwerkzeugstörungen (Störungen von Hirnfunktionen), die sich in Form von Sprach- und Bewegungsstörungen wie Aphasie und Apraxie bemerkbar machen

Für eine zusätzliche schwerere Depression bei Demenz sprechen:

  • Schuldgefühle
  • Lebensüberdrussgedanken oder Lebensmüdigkeit bis hin zum Wunsch, sich selbst zu töten (Suizidalität)
  • Schlaflosigkeit
  • Gewichtsverlust
  • Interessensverlust
  • Psychomotorische Hemmung oder auch Agitation – Erkrankten fällt es sehr schwer, sich zu bewegen, oder sie sind extrem unruhig
  • Ausgeprägte Konzentrationsstörungen

Weitere Informationen zum Themenbereich Suizid finden Sie hier im Wegweiser Demenz:
Demenz und Suizidgedanken

Behandlung mit Antidepressiva oder Psychotherapie

Eine erfolgreiche Behandlung der Depression würde Menschen mit Demenz ebenso helfen wie ihren Betreuerinnen und Betreuern. Bislang gilt – auf Grundlage einiger Studien mit nur wenig überzeugenden Ergebnissen – die Behandlung mit Antidepressiva als Therapie der ersten Wahl. Eine aktuelle größere Studie Banerjee et al. 2013* legt jetzt nahe, dass es für die meisten Menschen mit Demenz und depressiver Störung angemessener und erfolgversprechender ist, nichtmedikamentöse Strategien zu wählen. Antidepressiva sollten demnach beschränkt sein auf Patientinnen und Patienten mit schweren Depressionen, die das Risiko der Selbstverletzung oder gar eines Suizids bergen.

Bei leichten oder mittelschweren Depressionen ist eine psychotherapeutische Behandlung mindestens ebenso erfolgversprechend wie Antidepressiva und das Nebenwirkungsrisiko ist geringer. Allerdings ist das psychotherapeutische Angebot für Menschen mit Demenz bei weitem noch nicht ausreichend.