Ursachen
Der Bewegungsdrang kann durch unterschiedlichste Faktoren hervorgerufen werden:
- Lebenslange Gewohnheit:
Einige Menschen mit Demenz achten schon immer auf ihre Gesundheit und bewegen sich einfach gerne, vor allem an der frischen Luft. Andere haben seit jeher die Angewohnheit, einen Spaziergang zur Entspannung zu machen, wenn sie Kummer oder Stress bewältigen müssen. - Einsamkeit und Langeweile:
Manche Menschen mit Demenz beginnen herumzulaufen, wenn ihnen langweilig ist: Sie suchen dann nach Kontakt und nach einer Beschäftigung. - Neugier:
Einige Personen mit Demenz sind von Natur aus unternehmungslustig und wissbegierig und erkunden daher ihnen neu oder fremd erscheinende Umgebungen. - Verunsicherung:
Bei einigen Betroffenen führt die nachlassende Kommunikationsfähigkeit zu Verunsicherungen. Weil ihnen die Beteiligung an Gesprächen immer schwerer fällt und sie die damit verbundenen Blamagen fürchten, meiden sie Gruppensituationen immer öfter und beschäftigen sich stattdessen mit etwas, das sie noch fehlerfrei beherrschen – nämlich dem Laufen. - Schmerzen und Unwohlsein:
Manche Personen mit Demenz beginnen umherzulaufen, weil es ihnen körperlich nicht gut geht: Sie haben vielleicht Hunger oder Durst, sie schwitzen oder frieren, sie empfinden Juckreiz oder Schmerzen oder sie leiden an Verstopfung oder Harndrang. - Hinlaufen:
Manchmal haben Menschen mit Demenz ein Ziel vor Augen – sie laufen gewissermaßen zu etwas hin. Der Bewegungsdrang ist in diesem Fall als Suche nach etwas zu verstehen, was Geborgenheit und Sicherheit, quasi eine „heile Welt“ verspricht. Dabei kann es sich um eine geliebte Person, wie beispielsweise die Mutter oder die kleinen Kinder, oder auch um ein früheres Zuhause (oft das Elternhaus) oder sogar den ehemaligen Arbeitsplatz handeln. - Weglaufen:
Manch ein Mensch mit Demenz will weglaufen, weil er sich unwohl oder überfordert fühlt und ihm alles um ihn herum fremd und bedrohlich erscheint. Wer früher alleine gelebt hat, empfindet beispielsweise oftmals die vielen Menschen, die ihn in einem Pflegeheim umgeben sowie die dortige Geräuschkulisse als unangenehm. Zudem werden viele Betroffene von dem Stress und der Hektik der Personen in ihrer Umgebung angesteckt und zum Fortlaufen veranlasst. Das Weglaufen und Nach-Hause-Wollen kann nach einem Umzug in eine neue Umgebung auftreten, aber auch, wenn die Demenz die Erinnerung an die letzten Jahrzehnte genommen hat. In diesem Fall wird oft das derzeitige Zuhause nicht mehr wiedererkannt, selbst wenn die Person dort seit 40 und mehr Jahren lebt. - Gestörter Tag-Nacht-Rhythmus:
Weil die Krankheit oftmals zu einer zeitlichen Umkehrung der Schlaf- und Wachphasen führt, leiden einige Menschen mit Demenz vor allem nachts unter Ruhelosigkeit und Bewegungsdrang, und sind dementsprechend tagsüber so müde, dass sie immer wieder einschlafen. - Medikamente:
Manche Medikamente können als Nebenwirkung oder entgegen der erwarteten beruhigenden Wirkung zum Gegenteil führen und Bewegungsdrang auslösen.
Die Pflegeverantwortlichen müssen sich in jedem einzelnen Fall fragen, ob das Laufen der erkrankten Person gut tut oder ob ihr Bewegungsdrang ein Ausmaß angenommen hat, das ihr selber schadet oder für andere unzumutbar ist. Genießt sie das Wandern, sollte man es nach Möglichkeit unterstützen. Überwiegen Risiken und Konfliktpotenzial, oder stellt sich heraus, dass es eher eine Reaktion auf als negativ erlebte Reize darstellt, gilt es, zu prüfen, ob man die Ursachen beheben kann.
In einigen Fällen kann man die Ursachen dadurch herausfinden, dass man überlegt, ob es einen zeitlichen Zusammenhang zwischen (verstärktem) Bewegungsdrang und bestimmten räumlichen, personellen oder medikamentösen Änderungen gibt. Manchmal findet man allerdings trotz sorgsamer Beobachtung keine eindeutige Erklärung und muss den Laufdrang als Symptom der Demenz-Krankheit akzeptieren.