Maria Tölle Erfahrungen mit ehrenamtlichen Helfern

In den vergangenen Jahren haben wir im niedrigschwelligen Betreuungsangebot im Bielefelder Modell weit über hundert Ehrenamtliche begleitet und im Umgang mit dem Thema Demenz fachlich betreut. Das war und ist eine große Herausforderung, weil die Menschen und ihre Motivationen sehr vielfältig und unterschiedlich sind.

Die ehrenamtlichen Helfer entlasten in Betreuungsgruppen, Wohncafés oder Familien die Angehörigen von Demenzkranken gleichermaßen, wie sie uns Profis wertvoll ergänzen und unterstützen. Sie kommen auf vielen Wegen zu uns. Die Jungen machen häufig Schulpraktika, manche leisten Sozialstunden ab. Einige finden Gefallen und Sinn an der Arbeit, sie kommen immer wieder zu Besuch und helfen regelmäßig. Manche lassen sich sogar ausbilden und bleiben auf Dauer dabei. Auch junge Mütter in der Elternzeit, Arbeitslose, Menschen in einer beruflichen Orientierungsphase oder Angehörige, die in ihren Familien das Krankheitsbild erlebt haben, hören von uns und fragen an. Viele sind schon aus dem Erwerbsleben ausgeschieden und suchen eine sinnvolle Beschäftigung.

Wie Herr M.:
"Meine Frau war demenzkrank und wurde vom Verein Alt und Jung erst zuhause betreut, später im Wohnprojekt Dahlemer Straße. Das kannte sie schon und ich konnte sie täglich dort besuchen, es ist ja bei mir um die Ecke. Seit dem Tod meiner Frau engagiere ich mich ehrenamtlich dort im Wohncafé, mittwochs leite ich mit großer Freude einen Spiele- und Zeitungsnachmittag. Mit anderen Ehrenamtlichen tauschen wir uns regelmäßig aus. Auf diese Treffen freue ich mich jedes Mal sehr."
So ist bei uns im Verein eine generationsübergreifende, bunte Mischung Ehrenamtlicher entstanden. Das funktioniert für alle Beteiligten. Wesentlich für dieses gute Gelingen ist der Austausch untereinander. In den Teams im Quartier treffen sich die Ehrenamtlichen regelmäßig und alle zwei Monate treffen wir uns alle in der Geschäftsstelle zu Gesprächen, Filmen und internen Fortbildungen.

Einen sinnvollen Bürger-Profi-Mix schaffen

Nicht immer gelingt auf Anhieb der ersehnte Bürger-Profi-Mix, auf den unsere Gesellschaft so dringend angewiesen ist. Es braucht sehr viel Zeit und Engagement, dieses Zusammenspiel zu stärken und zu festigen. Wir werden immer wieder gefragt, wie wir diese umfassende Betreuung leisten und finanzieren können. Auch bei uns gelingt das nicht reibungslos. So hat uns etwa ein Viertel der Freiwilligen inzwischen wieder verlassen. Was mag der Grund sein? Waren sie mit der Betreuung von Menschen mit Demenz überfordert? Haben wir sie nicht ausreichend vorbereitet und begleitet? Hatten wir nicht immer genug Zeit, Fragen zu beantworten und Konflikte zu lösen? Machen wir uns nichts vor: Manchmal gibt es Spannungen zwischen den Profis und den Laien. Manche Fachkräfte nehmen die Helfer nicht ernst genug, andere verlangen zu viel oder fürchten sie als Konkurrenten. Die Freiwilligen fühlen sich mitunter bevormundet oder ausgenutzt. Andere überschreiten ihre Kompetenzen, fallen den Fachkräften womöglich in den Rücken. Wieder andere sind selbst in schwierigen Lebenssituationen und daher mit der Betreuung von verhaltensauffälligen Menschen überfordert. Manche haben einfach eine Aufgabe gefunden, die ihnen mehr zusagt.

Außerdem finden viele andere Anbieter nach der Anschubfinanzierung mit Fördergeldern keine finanziellen Möglichkeiten mehr, um die Betreuungsgruppen zu erhalten. Um langfristig Erfolg zu haben, müssen diese Angebote sehr viel besser bekannt gemacht werden. Vor allem bedarf es einer nachhaltigen, öffentlichen Unterstützung und Förderung für ehrenamtliche Betreuung und Begleitung.