Jochen Gust Fernsehen und Demenz

Fernsehen gehört für viele Menschen zu den Lebensgewohnheiten. Viele Angehörige sind unsicher, ob und wie lange dies die richtige Beschäftigung für Menschen mit Demenz ist. Wenn Betroffene Schwierigkeiten haben selbst zu wählen was sie anschauen und die kognitiven Beeinträchtigungen stärker auch den Alltag beeinträchtigen, ist es wichtig einige Aspekte zu beachten.

Zunächst einmal gilt, wenn Betroffene dies nicht mehr selbst direkt beantworten können, zu beobachten wie mit der Fernsehgewohnheit umgegangen wird. So lange sich Betroffene damit offensichtlich wohl fühlen, ist alles in Ordnung. Vielfach wird auch berichtet, dass zum Beispiel die Gewohnheit des Zeitungslesens beibehalten wird, obwohl die sorgende Umgebung sicher ist, dass die Inhalte nicht mehr verstanden werden, nicht mehr im eigentlichen Sinne „gelesen“ wird.

Routinen und Gewohnheiten sind für alle Menschen wichtig und gewinnen zusätzlich an Bedeutung in einer sich verändernden, unbekannter und schwerer zu interpretierenden Welt.

Im fortgeschrittenen Stadium werden die Wahrnehmung und Interpretation von Geschehen und Erleben in Mitleidenschaft gezogen. Das kann bedeuten, dass ein Betroffener Schwierigkeiten entwickelt, das was er im TV seht von der tatsächlichen Realität um ihn herum zu trennen und zu unterscheiden. Dann können entsprechende Filme oder auch zum Beispiel Nachrichten (Kriege, Katastrophen et cetera) erhebliche Unruhe auslösen. Aber auch bei eigentlich weniger aufregenden Themen kann Unruhe ausgelöst werden: zum Beispiel weil Betroffenen unklar ist, ob die Band nur im Fernsehen spielt, oder sich tatsächlich mit im Raum befindet.
Suchen Sie Sendungen gemeinsam aus, die

  • thematisch möglichst an Vorlieben und frühere Sehgewohnheiten anknüpfen
  • bevorzugen Sie ruhigere Formate wie zum Beispiel Tierfilme oder Dokumentationen

Beachten Sie auch die Dauer (Länge) der Sendung und beobachten Sie, ob Unruhe eintritt. Bevorzugen Sie außerdem Sendungen mit wenigen oder ohne Werbeunterbrechungen. Betroffene können Schwierigkeiten haben, die Unterbrechung als solche zu erkennen, die Konzentration abreißen.

Wichtig: gerade, wenn die Fähigkeit sich verbal mitzuteilen stark zurückgegangen ist, können Betroffene dazu neigen ohne Ankündigung eine Situation die sie überfordert verlassen zu wollen. Wenn Ihr Angehöriger mit Demenz also während der TV-Sendung aufsteht und den Raum verlässt, kann dies ein Hinweis darauf sein, dass es Zeit ist abzuschalten. Ihn immer wieder zum Fernsehsessel zurückzuführen, weil die Sendung noch nicht vorbei ist, ist dann kontraproduktiv.

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Beitrag? Dann kontaktieren Sie uns gern über diesen Link.