Jochen Gust Warum viele Menschen Informationen zu Demenz vermeiden – und was das bedeutet

Wenn man die Diagnose Demenz hört oder befürchtet selbst betroffen zu sein, stehen viele Fragen im Raum: Wie wird es weitergehen? Was bedeutet das für mein Leben, für meine Familie? Gibt es Behandlungsmöglichkeiten?
 

Eine aktuelle Auswertung internationaler Studien hat gezeigt: Fast jede dritte Person vermeidet es, medizinische Informationen einzuholen oder zu akzeptieren. Bei derzeit unheilbaren Krankheiten wie Alzheimer ist es sogar noch häufiger: 41 Prozent der Menschen möchten möglichst wenig darüber erfahren. (Quelle: Prevalence and predictors of medical information avoidance, Annals of Behavioral Medicine, 2025). 

Die Gründe sind sehr menschlich:

  • Angst und Überforderung: Zu viele Informationen auf einmal können einschüchtern.
  • Gefühl von Stigma: Viele fürchten, „abgestempelt“ zu werden, wenn klar ist, dass eine Demenz vorliegt.
  • Wenig Vertrauen ins Gesundheitssystem: Manchmal zweifeln Betroffene, ob die Informationen hilfreich oder ehrlich sind.
  • Geringes Selbstvertrauen: Manche trauen sich nicht zu, mit den Folgen oder Entscheidungen umzugehen.

Es hat also nichts mit Alter, Geschlecht oder Herkunft zu tun – die inneren Gefühle und Ängste sind entscheidend.

 

Auch wenn es schwerfällt: Gut informierte Angehörige und Betroffene können die Krankheit besser bewältigen.

  • Wer Informationen annimmt, fühlt sich weniger ausgeliefert.
  • Man kann gezielter Unterstützung suchen (Pflegedienste, Selbsthilfegruppen, rechtliche Beratung).
  • Frühzeitige Information eröffnet mehr Gestaltungsspielraum – etwa für Wohn- und Vorsorgeentscheidungen.

 

Wie Sie mit der „Informationsangst“ umgehen können

Schritt für Schritt: Niemand muss alles auf einmal wissen. Kleine, verständliche Portionen sind besser als eine Informationsflut. Beziehen Sie eine Vertrauenspersonen mit ein: gemeinsam mit Angehörigen oder Freunden Informationen aufzunehmen, entlastet. Und nicht zuletzt achten Sie auf seriöse Quellen: Hausarzt, Fachärzte, Alzheimer-Gesellschaften oder regionale Demenznetzwerke bieten verständliche und geprüfte Informationen, ebenso wie der Wegweiser Demenz des Bundesseniorenministeriums. 

Fragen aufschreiben: Im Gespräch mit Ärzten oder Pflegefachpersonen hilft eine kleine Liste, damit nichts vergessen wird und kann gegebenenfalls dazu beitragen, für den Augenblick die eigenen Emotionen im Griff zu behalten. 

Es ist normal, Angst vor der Diagnose und vor Informationen zu haben. Aber: Wissen gibt Sicherheit. Schrittweise Informationen können helfen, das Leben mit Demenz besser zu gestalten – für Betroffene wie für Angehörige. Niemand muss diesen Weg alleine gehen. In unseren kostenfreien Foren können Sie sich mit anderen Angehörigen austauschen. 

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Beitrag? Dann schreiben Sie uns gern über unser Kontaktformular.