Freizeitgestaltung

Viele Menschen mit Demenz geben ihre Freizeitbeschäftigungen aus Angst vor dem Gerede anderer und dem eigenen Versagen auf. Als Betroffene oder Betroffener sollten Sie Ihre Hobbys und Interessen jedoch so lange wie möglich pflegen und aktiv bleiben. Sie bleiben dadurch länger leistungsfähig und fühlen sich ausgeglichener.

Grundsätzliches

Stand: 15.03.2024

Wer mit Alzheimer oder einer anderen Demenzform lebt, hat häufig Angst davor, dass Freunde oder Bekannte die Erkrankung entdecken. Das Verbergen der Defizite kostet viel Kraft, gelingt aber immer schlechter. Aus diesem Grund ziehen sich viele Betroffene aus gemeinschaftlichen Aktivitäten zurück und geben lieb gewonnene Hobbys auf. Die Folgen davon sind oft nicht nur Langeweile und Einsamkeit, sondern vor allem auch eine unzureichende Stimulierung des Gehirns. Dabei ist es aber gerade für Menschen mit Demenz sehr wichtig, aktiv zu bleiben – denn wer rastet, der rostet tatsächlich schneller.

Viele der für die Ausübung von Freizeitbeschäftigungen nötigen Fähigkeiten gehen keineswegs von heute auf morgen verloren: mit etwas Unterstützung können die Betroffenen durchaus noch mit anderen mithalten. Diese Erfahrung stärkt ihr Selbstvertrauen und macht sie zufriedener. Es lohnt sich deshalb, den Mut zusammenzunehmen und mit Ihren Freunden und Bekannten über Ihre Erkrankung zu sprechen. Zwar gibt es immer einzelne Personen, die verunsichert sind und mit Berührungsängsten darauf reagieren. Aber die meisten Menschen zeigen Verständnis und Hilfsbereitschaft. Denn sie wissen nun, warum Sie beispielsweise manch einen nicht auf Anhieb wiedererkennen und mit Namen ansprechen, sich Verabredungen nicht mehr ohne Weiteres merken können und manchmal Probleme mit der Wortfindung haben.

Informieren Sie sich auch gezielt über Angebote für Menschen mit Demenz: Viele Kommunen, Sozialverbände, Sportvereine, Chöre, Tanz- und Volkshochschulen haben sich mittlerweile die Inklusion von Menschen mit Demenz auf die Fahnen geschrieben und die Gruppenleiter und Teilnehmende im respekt- und verständnisvollen Umgang mit Betroffenen geschult. Mithilfe der ehrenamtlichen Nachbarschaftshilfe können einige der sozialen Kontakte des Menschen mit Demenz beibehalten werden und somit das Wohlbefinden der betroffenen Person fördern.

Hobbys nicht aufgeben, sondern anpassen!

Die eine singt und tanzt für ihr Leben gern, der andere geht wöchentlich Kegeln oder Wandern. Auch nach der Diagnose Demenz sollten Sie Ihre Lieblingsbeschäftigungen so lange wie möglich fortsetzen. Die Liedertexte, Tanzschritte und Bewegungsmuster vergessen Sie nicht so schnell.

Wenn Sie weiter aktiv sind, behalten Sie Erlerntes länger und trainieren Ihre Selbstständigkeit. Funktioniert Gewohntes wie beispielsweise das Tanzen irgendwann nicht mehr so gut, dann kann man die Schrittfolgen vereinfachen, sich zur Musik einfach frei bewegen oder schunkeln. Und wenn es mit dem Orientierungslauf nicht mehr klappt, kann man doch immer noch mit anderen wandern oder spazieren gehen.


Probieren Sie auch aus, ob Neues Ihnen Freude macht: Vielleicht wollten Sie schon immer einmal an einer vogelkundlichen Führung teilnehmen, einen Comedy- oder Theater-Kurs besuchen, Malen oder Trommeln. Überraschend viele Betroffen entdecken im Verlauf der Demenz ganz neue Seiten an sich und stoßen oft durch Zufall auf neue Interessen, denen sie sich fortan mit Begeisterung widmen. Nehmen Sie sich bei neuen Aktivitäten aber nicht zu viel vor. Besser sind weniger Beschäftigungen, die Sie mit mehr Ruhe ausüben. Die Hauptsache ist, Sie bleiben aktiv und haben Spaß dabei!

Musik selber machen

Musik weckt viele Erinnerungen. Sie kann stimmungsaufhellend wirken und intensive Gefühle auslösen. Wer selber Musik macht, ist besonders glücklich und schult dabei sein Gehirn. Wenn das Klavierspielen nicht mehr so richtig klappt: Trommeln und singen können Menschen mit Demenz auch bei fortgeschrittener Erkrankung. Musizieren mit anderen macht besonders viel Freude.

Sport und Bewegung

Regelmäßiger Sport trainiert Muskelkraft, Koordinationsvermögen und Gleichgewichtssinn. Das alles ist wichtig, um so lange wie möglich selbstständig leben zu können und der Sturzgefahr im höheren Alter vorzubeugen. Wenn Sie sich Ihr Leben lang viel bewegt haben, dann tun Sie dies auch nach der Diagnose Demenz. Treiben Sie Sport so lange es geht und Ihnen Spaß macht! Wenn die gewohnte Sportart zu anstrengend oder sogar gefährlich wird, dann suchen Sie sich eine leichtere Sportart aus.

Gemeinsamkeit erfahren

Freunde und Angehörige haben manchmal keine Zeit und können überdies nicht alle Ihre sozialen Bedürfnisse befriedigen. Viele Anregungen und Abwechslung können Ihnen aber organisierte Gruppenaktivitäten bieten: So können Sie beispielsweise in Kirchenkreisen, Sportvereinen und kulturellen Gruppen Gleichgesinnten begegnen. In Gruppen mit anderen Betroffenen können Sie gegenseitiges Verständnis und Aufmunterung erfahren.

In der späteren Demenzphase können Sie sich in der Tagesbetreuung gemeinsam mit anderen zum Spielen, zum Singen, oder einfach zum Kaffeeklatsch treffen. Informationen über Gruppen an Ihrem Wohnort bekommen Sie unter anderem bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft oder einem Wohlfahrtsverband.

Tagesplan erstellen

Teilen Sie Ihren Tag so ein, dass es für alle Aktivitäten wie Schlafen, Essen, Waschen eine feste Zeit gibt. Auch Ihre Freizeitbeschäftigungen wie Zeitunglesen, Spaziergänge oder Treffen mit anderen sollten in diesem Stundenplan einen festen Platz haben. So behalten Sie die Orientierung und vermeiden unnötigen Stress.

Zusammen Urlaub machen

Ein gemeinsamer Urlaub ist eine schöne Abwechslung vom Alltag und kann viel Freude bereiten. Er sollte jedoch besonders umsichtig geplant werden. Spezielle Angebote für Menschen mit Demenz erhalten Sie zum Beispiel bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft.

Weitere Informationen finden Sie hier:

unter Informationsblätter: Infoblatt 17 "Urlaubsreisen für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen"

Broschüre "Urlaub mit der Familie" der Bundesarbeitsgemeinschaft Familienorganisation (PDF)

Trommeln gegen Demenz

Zwei Frauen mit kleinen Trommeln auf dem Schoß.
© Südwestrundfunk

Miriam Fredriks ist Musikgeragogin. Regelmäßig musiziert sie mit Menschen mit Demenz der Senioren-Wohngemeinschaft (WG) Remagen. Miriam Fredriks glaubt fest daran, dass der Takt den Körper überzeugt, einfach weiter zu machen. Das Trommeln aktiviert die Seniorinnen und Senioren, fördert deren Konzentration und vermittelt ihnen ein gutes Gefühl. Die Bewohnerinnen und Bewohner der Senioren-WG freuen sich auf die schönen Momente, die ihnen das Leben bereichern.

Das Video können Sie sich hier ansehen.