Jochen Gust Demenz und Sehbehinderung

Probleme mit dem Sehen sind weit verbreitet. Mit steigendem Lebensalter erhöht sich auch das Risiko hierfür – etwa 20 bis 25 Prozent aller Menschen über 60 Jahren leben mit Einschränkungen der Sehkraft. Dazu gehören altersbedingte Erkrankungen wie Katarakt („Grauer Star“), Makuladegeneration (Störung des Stoffwechsels der Netzhaut) und Glaukom (Schädigung von Nervenfasern, auch „Grüner Star“ genannt). 

Demenz und Sehbehinderungen beziehungsweise Augenerkrankungen können zusammen auftreten – beides wird mit zunehmendem Lebensalter häufiger. Besonders problematisch kann dies werden, da Menschen mit Demenz mit fortschreitender Erkrankung ohnehin immer größere Schwierigkeiten haben können, visuelle Informationen zu verarbeiten. Eine Sehbehinderung kann die daraus resultierenden Effekte noch verstärken oder verschärfen. In der Folge kann diese Kombination Desorientierung, Verwirrung und Angst befördern und dazu beitragen, dass die Bewältigung des Alltags und der Erhalt der Selbständigkeit und Teilhabe erschwert und im Verlauf früher unmöglich wird. 

Maßnahmen zur Wohnraumanpassung sind daher hilfreich, dazu zählen:

  • starke Kontraste – von farbigen Badarmaturen bis hin zu Geschirr und
  • eine angemessene und angepasste Beleuchtung

Im Wegweiser Demenz finden Sie unter dem Reiter Wohnungsumgestaltung hierzu hilfreiche Informationen und Checklisten

Eine jährliche Kontrolle der Sehkraft bei älteren Menschen ist zwar sinnvoll, häufig praktisch aber nicht leicht zu realisieren. Schon der Transport zur augenärztlichen Praxis kann eine große Hürde darstellen, ebenso wie die Kooperationsfähigkeit des Menschen mit Demenz im Rahmen der Diagnostik und Behandlung. 

Spätestens wenn Ihnen auffällt, dass die betroffene Person

  • eine Sehhilfe besitzt, deren Überprüfung mehr als ein Jahr zurückliegt,
  • sich öfter an Kanten oder Ecken stößt,
  • Schatten oder Mustern auf Böden ausweicht,
  • ängstlicher oder unsicher an Schwellen, Treppen oder Absätzen wirkt,
  • öfter danebengreift, wenn sie zum Beispiel ein Glas nehmen möchte oder mit Besteck hantiert,  
  • auffällig lange stehen bleibt, wenn sich Lichtverhältnisse plötzlich ändern (vom Dunkeln ins Helle),
  • Beschäftigung oder Hobbys ablehnt, die gutes Sehen erfordern,
  • (wiederkehrend) stolpert oder stürzt, ohne dass dies auf Probleme mit der Gehfähigkeit oder dem Gleichgewicht zurückgeführt werden kann,

sollten Sie in Betracht ziehen, dass eine ärztliche Überprüfung der Sehkraft notwendig ist.

Jüngst hat die Lancet-Kommission die nachlassende Sehkraft (neben Cholesterin) als einen „neuen“ Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz hinzugefügt. Hintergrund ist, dass – wie bei der Schwerhörigkeit – eine Aktivitätsreduzierung durch diese Einschränkung stattfindet. Weniger Aktivität, weniger Teilhabe, bedeutet auch weniger Stimulation, geringere Reize für unser Gehirn. 

Es lohnt sich also sowohl präventiv, als auch bei bereits bestehender dementiellen Erkrankung, Sorge für die Sehkraft zu tragen. 

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